Was ist der Unterschied zwischen Fischartenatlas und Fischfauna-Online?

Der Atlas ist ein Teil von Fischfauna-Online. Dieses besteht aus zwei Komponenten, nämlich (1) dem Fischartenatlas von Deutschland und Österreich und (2) den Ichthyologischen Informationen. Da es sich bei der Atlassoftware Biodiversity Warehouse nicht um ein Content Management System handelt, müssen weiterführende Informationen (z.B. Pressemitteilungen, Veranstaltungshinweise, Stellenangebote, Fachbeiträge zu fischkundlichen Themen) an anderer Stelle erscheinen. Dieses erfolgt hier in den Ichthyologischen Informationen auf der Webseite der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI).


Wer kam auf die Idee mit dem Atlas, wer ist verantwortlich?

Das Projekt wurde zunächst (erste Version 2005) im Studiengang Biologie an der Hochschule Bremen entwickelt (Idee und Konzept Prof. Dr. Heiko Brunken). Seit 2010 wurde der Atlas in Kooperation mit dem Studiengang Informatik an der HSB (verantwortlich Prof. Dr.-Ing. Heide-Rose Vatterrott) in einer zweiten Version als Joomla!-CMS herausgegeben. Die nun vorliegende dritte Version basiert auf einer selbst entwickelten Softwarearchitektur (Biodiversity Warehouse). Die gesamte Projektentwicklung, sowohl in der Biologie als auch in der Informatik, erfolgte an der Hochschule Bremen ausschließlich in Form von studentischen Lehrveranstaltungen („forschendes Lernen„) ohne zusätzliche Drittmittel. Finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt vom Forschungscluster „Region im Wandel“ der Hochschule Bremen. Um die Fortführung des Projektes auch langfristig zu gewährleisten, wurde der technische Support inzwischen an das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig ZFMK in Bonn übertragen (verantwortlich Dr. Peter Grobe). Die IT-technische Entwicklung wird nun als Kooperationsvorhaben zwischen ZFMK und Hochschule Bremen (Biologie: Prof. Dr. Heiko Brunken; Informatik: Prof. Dr.-Ing. Heide-Rose Vatterrott und Prof. Dr. Lars Braubach) weitergeführt. Für die ichthyologischen Fachinhalte ist die Gesellschaft für Ichthyologie e.V. verantwortlich.


Gibt es auch Meeresfische im Atlas? Gibt es Daten aus den Nachbarländern?

Die Daten umfassen im Kern die Staatsgebiete von Deutschland und Österreich. Nachdem zunächst nur die Süßwasserfische Berücksichtigung fanden, werden seit zwei Jahren kontinuierlich auch die Meeresfische in den Atlas eingearbeitet. Dies betrifft neben den deutschen Küstengewässern und der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in Nord- und Ostsee auch das Gebiet der Trilateralen Wattenmeerkooperation zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark, also die gesamte Wattenmeerfischfauna. Hinweis der Redaktion: Die meisten Meeresfischarten sind im Atlas aktuell noch nicht freigeschaltet, da wir noch an der Aufbereitung der Artbeschreibungen arbeiten (Stand: 13.11.20).

Fundmeldungen von Arten, die von besonderem ichthyologischen Interesse sind (z.B. invasive Arten, bedrohte Arten) werden zum Teil auch aus Nachbarländern dargestellt. Dies erfolgt jedoch nicht systematisch sondern eher nach dem (meist) zufälligen Eingang von Informationen.


Woher stammen die Daten?

Die Verbreitungsdaten stammen grundsätzlich aus drei Quellen: (1) Literatur, (2) Datenbankimporten und (3) Dateneingabe registrierter Nutzer.

(1) Literaturdaten umfassen auch die schriftlich publizierten Fischartenkataster der Bundesländer. Sie bilden quasi ein Grundgerüst der Verbreitungskarten. Viele von denen sind aber mittlerweile älteren Datums und wurden mit der ersten Atlasversion eingearbeitet (zur geplanten Aktualisierung siehe weiter unten). Viele Daten waren auch nur in Form von TK 25-Rastermittelpunkten verfügbar, was die zum Teil schematische, rasterförmige Darstellung in den Verbreitungskarten erklärt. Weitere Literaturangaben beruhen auf der Auswertung von Publikationen in Fachzeitschriften, Gutachten etc. Berücksichtigt werden auch historische Arbeiten. Übernommen werden Literaturangaben immer dann, wenn eindeutige Angaben zu Art, Ort und Datum (mindestens das Jahr) erkenntlich sind. Ist kein eindeutiges Datum genannt (also nur Monat oder Jahr), wird datenbanktechnisch als Datum der 1. Tag des Zeitraums gesetzt (bei Angabe z.B. von <Juni 2018> erscheint: <01.06.2018>, bei Angabe z.B. von <1988> erscheint: 01.01.1988>). Bei Stillgewässern ohne weitere Angaben werden die Nachweispunkte in Gewässermitte gesetzt.

(2) Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen sowie das österreichische Bundesamt für Wasserwirtschaft BAW stellten dem Projekt Datenbankauszüge aus ihren Fischartenkatastern zur Verfügung. Dies gilt auch für das Bundesland Niedersachsen. Diese Daten konnten jedoch aus datenbanktechnischen Gründen noch nicht freigeschaltet werden [Stand: 12.11.20]. Die Hanseatische Naturentwicklung GmbH (haneg) stellt uns freundlicherweise zahlreiche Daten aus verschiedenen Monitoringprogrammen aus dem Bundesland Bremen zur Verfügung.

(3) Registrierte Nutzer können, im Sinne des Citizen Science-Gedankens, Fundmeldungen über PC oder Handy-App (Android, iOs in Vorbereitung) direkt in das System hochladen. Namen und/oder Organisation des Melders/der Melderin werden dann als Datenquelle gespeichert. Beim Klick in einen Verbreitungspunkt wird für nicht angemeldete Besucher aus Datenschutzgründen nur „Anonymer Benutzer“ angezeigt, für angemeldete Besucher jedoch der vollständige Name, wie nachfolgendes Beispiel aus dem BDW-Säugetieratlas zeigt:


Wo bleiben die Daten? Open Access und Fair Data Prinzipien!

Alle Daten werden auf dem Server des Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn gespeichert und regelmäßig gesichert. Eigene Daten können registrierte User jederzeit über eine Export-Funktion für die eigene Verwendung downloaden [Funktion wird gerade überarbeitet. Stand: 13.11.20]. Der Zugang zu größeren Datenmengen ist auf Anfrage an die Herausgeber für nicht kommerzielle Zwecke möglich und so beabsichtigt. Insbesondere sollen die Daten für Projekte der Forschung, des Arten- und Lebensraumschutzes sowie für Bildungsprojekte bereitgestellt werden. Das Projekt orientiert sich dabei am Open Access-Gedanken. Inhalte werden, sofern von Datenliefernden (z.B. bei Fotos) nicht ausdrücklich anders erwünscht, unter der Lizenz Creative Commons CC BY-NC-SA 4.0 publiziert. Ziel von Open Access ist es, wissenschaftliche Literatur und wissenschaftliche Materialien für alle Nutzerinnen und Nutzer frei zugänglich zu machen: kostenlos und möglichst frei von technischen und rechtlichen Barrieren. Darüber hinaus streben wir an, die Daten entsprechend der FAIR Data-Prinzipien frei verfügbar bereitzustellen. Die „FAIR Data Principles“ formulieren Grundsätze, die nachhaltig nachnutzbare Forschungsdaten erfüllen müssen und die Forschungsdateninfrastrukturen dementsprechend im Rahmen der von ihnen angebotenen Services implementieren sollten. Gemäß der FAIR-Prinzipien sollen Daten „Findable, Accessible, Interoperable, and Re-usable“ sein.

Um dieses zu gewährleisten, ist das Biodiversity Warehouse Projekt mit der Anwendung „Fischartenatlas“ (vertreten durch die Gesellschaft für Ichthyologie e.V.) Partner (Participant) im DFG-Forschungsprojekt NFDI4BioDiversity (Nationale Forschungsdateninfrastruktur  für Biodiversität).


Wie kann ich mitmachen?

Jeder Beitrag ist wertvoll und willkommen! Grundsätzlich gibt es drei Wege, das Projekt zu unterstützen:

(1) Zusendung von Informationsmaterial. Dies betrifft insbesondere Literatur mit Verbreitungsangaben, gerne auch nicht allgemein bekannte Gutachten oder Berichte. Weiterhin sehr dringend benötigt werden Fotos aller Arten (!) für die Fotogalerie in den Artseiten. Zusendungen bitte an: heiko.brunken@hs-bremen.de

(2) Eingabe von Verbreitungsdaten über PC oder App. Die App gibt es kostenlos und werbefrei zum Download im PlayStore (Android) und in Kürze auch über den AppStore (iOS). Es ist eine Registrierung erforderlich. Sollte dies nicht automatisch über die Seite oder beim Starten der App möglich sein (wir arbeiten eben noch an der Funktionalität!) bitte eine Mail an: heiko.brunken@hs-bremen.de.

(3) Registrierung als Artbearbeiter*in. Dies ist eine ganz alte Idee des Atlanten, die bisher aber nur in wenigen Ansätzen realisiert werden konnte. Wenn wir pro Art (oder Artengruppe) eine Person hätten, die sich um die Aktualisierung der Artbeschreibung kümmern würde, wäre es sehr viel einfacher, die Inhalte aktuell zu halten. Jede helfende Hand wäre wünschenswert. Eine entsprechende Kennzeichnung der indivuellen Autorenschaft ist gewährleistet! Wenn also jemand Spaß an einer solchen Mitarbeit hätte, bitte nicht zögern! Interessensbekundungen gerne an: heiko.brunken@hs-bremen.de

Neben den drei genannten Optionen gibt es natürlich jederzeit auch noch die Möglichkeit, Korrekturen, Verbesserungsvorschläge oder Ergänzungen ganz einfach per Mail mitzuteilen.


Aktualisierung und Perspektiven

Das Projekt wird im Biodiversity Warehouse-Team der Hochschule Bremen beständig weiterentwickelt. Eine große „Baustelle“ ist derzeit noch die Performance. Im Moment kommt es zeitweise noch zu unschönen Verzögerungen beim Aufbau der Artseiten, da alle Verbreitungsdaten koordinatengenau zeitgleich geladen werden. Entsprechende Lösungen für eine beschleunigte Darstellung werden derzeit erprobt, was bei studentischen Projekten aber auch immer mal ein wenig dauern kann. Wir bitten um Nachsicht!

Sobald die Performance auch bei größeren Datenmengen verbessert ist, werden wir versuchen, Katasterdaten der Bundesländer (bzw. Bundesdaten für Österreich) zu erfragen bzw. um Aktualisierung zu bitten. Hierbei wird es ausreichend sein, einheitlich auf die Daten aus den Monitoringprogrammen der Wasserrahmenrichtlinie und der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie zugreifen zu können, wobei für das vorliegende Atlasprojekt nur Teildaten (Art, Ort, Datum) erforderlich wären.

Wir hoffen, damit in Zukunft die Situation der Fischfauna in Deutschland und Österreich noch besser darstellen zu können!